Warum Hapkido trainieren? – 7 positive Effekte des Trainings auf Körper und Geist.

Wer regelmäßig und fokussiert Hapkido trainiert, kann von einer Reihe von positiven Effekten auf Körper und Psyche profitieren. Sieben dieser Vorteile werden in diesem Artikel näher beleuchtet.

Aufbau von Kraft

Um Fußtritte, Würfe und Hebel effizient ausführen zu können, ist eine gut entwickelte Muskulatur, besonders in Rumpf, Hüfte und Beinen vonnöten. Wir trainieren in der Vienna Hapkido Academy gezielt diese Muskulatur. Dazu kommen vor allem Übungen mit dem eigenen Körpergewicht zum Einsatz. Aber auch das Trainieren der Techniken selbst stärkt die Muskulatur. Das Krafttraining im Hapkido ist kein isoliertes Training einzelner Muskeln, sondern ein funktionales Krafttraining. Hierbei steht immer das Zusammenspiel von ganzen Muskelgruppen über mehrere Gelenke hinweg im Vordergrund.

Gerade die Rumpfmuskulatur und die Gesäßmuskulatur sind bei vielen Menschen, die einen sesshaften Lebensstil führen, verkümmert. Das Krafttraining formt daher nicht nur den Körper und sorgt für ein ästhethisches Erscheinungsbild, sondern es ist auch eine ausgezeichnete Schmerz- und Verletzungsprophylaxe.

Trainieren der Kraft im Hapkido mit allgemeinen Kraftübungen.

Im Hapkido wird Kraft sowohl mit allgemeinen Kraftübungen …

Trainieren der Kraft im Hapkido mit spezifischen Übungen.

… als auch mit sportartspezifischen Übungen trainiert, wie hier am Lehrgang in Wels 2020.

Bessere Beweglichkeit

Wir leben in einer Gesellschaft, in der viel Zeit im Sitzen verbracht wird. Das Sitzen hat jedoch den Nachteil, dass der Körper konstant in einer fixierten Position gehalten wird. Fußgelenke, Knie, Hüfte, Wirbelsäule und Hals befinden sich immer in derselben Stellung zueinander. Der Körper muss aber vielseitig bewegt werden, um gesund und funktionstüchtig zu bleiben. Durch die mangelnde Bewegung werden die Gelenke steif, Muskeln und Bänder passen sich an die konstante, einseitige Haltung an und es kommt zu Fehlhaltungen und Schmerzen. Im Hapkido werden Sprunggelenke, Knie, Hüften und Wirbelsäule in ihrem kompletten Bewegungsumfang bewegt. Fußtritte zum Beispiel verlangen eine hohe Beweglichkeit der Hüfte. Manche Tritte wie z.B. dü dora tschagi basieren auf Kraft, die durch die Rotation des Oberkörpers gewonnen wird. Fegetritte wie hadan tschigo tschagi oder hadan dora tschagi benötigen zusätzlich eine gute Beweglichkeit des Sprungelenks. Aber auch Hebel und Wurftechniken verlangen eine gewisse Mobilität um korrekt und flüssig ausgeführt zu werden. Um die Basis für diese Techniken zu legen, bauen wir gezielt Mobilisations- und Beweglichkeitsübungen in unser Training ein.

Beweglichkeit ist im Bodenkampf genauso gefragt wie bei Tritten, Hebeln und Würfen. Hapkido Bodenkampflehrgang 2018 in Wien.

Beweglichkeit ist im Bodenkampf genauso gefragt wie bei Tritten, Hebeln und Würfen. Bodenkampflehrgang 2018 in Wien.

Besseres Gleichgewicht und Körperbeherschung

Durch das Üben der Beintechniken, die im Hapkido eine wichtige Rolle spielen, wird auch das Gleichgewicht hervorragend trainiert. Bei einem Fußtritt ist immer ein Bein in der Luft. Um den Tritt kraftvoll, aber kontrolliert ausführen zu können, ist ein perfektes Zusammenspiel von Kraft und Gleichgewicht notwendig. Wir legen im Training großen Wert auf die Qualität der Tritte. Daher üben wir oft einzelne Tritte fokussiert. Dabei wird die Körperbeherrschung hervorragend trainiert.

Hapkido Tritte erfordern ein gutes Gleichgewicht und Körperbeherrschung. Durch gezieltes Trainieren wird die Kontrolle des Tritts verbessert, so wie hier beim Lehrgang in Wels 2020.

Tritte erfordern ein gutes Gleichgewicht und Körperbeherrschung. Durch gezieltes Üben wird die Kontrolle des Tritts verbessert, so wie hier beim Lehrgang in Wels 2020.

Sicheres Fallen

Bei jungen Menschen meist noch kein Thema, werden Stürze und die Angst vor Stürzen mit zunehmendem Alter zu einem großen Problem. Durch schwache Muskulatur, mangelnde Beweglichkeit und ein schlecht trainiertes Gleichgewicht kommen ältere (aber oft auch noch gar nicht so alte) Erwachsene schnell in Situationen, in denen sie leicht stürzen und sich verletzen könnten. Im Hapkido werden alle oben genannten Aspekte trainiert, wodurch die Gefahr eines Sturzes deutlich reduziert wird. Zusätzlich jedoch üben wir explizit richtiges Fallen und Rollen. Die Fallschule wird benötigt, um Hapkido-Techniken wie Würfe, Feger und Hebel gefahrlos üben zu können. Durch Fallschultraining lernt man, wie man aktiv stürzt ohne sich zu verletzen, wovon junge und ältere gleichermaßen profitieren. Denn egal ob beim Schifahren und Snowboarden, beim Radfahren oder auf eisglatter Straße im Winter: dieses Training kann viele Verletzungen verhindern.

Richtiges Fallen ist eine Voraussetzung für verletzungsfreies Training. Hier der Technikbewerb (Selbstverteidigung - Hoshinsul) der EM 2011 in Lanaken (Belgien).

Richtiges Fallen ist eine Voraussetzung für verletzungsfreies Training. Hier der Technikbewerb (Selbstverteidigung – Hoshinsul) der EM 2011 in Lanaken (Belgien).

Mut

Sei es die Fallschule oder der Freikampf, früher oder später wird ein Hapkidoschüler auf eine Technik oder Übung stoßen, die ihm Angst macht. Dies ist eine hervorragende Gelegenheit, um Mut zu trainieren. Genau wie die Muskulatur, so kann auch Verhalten trainiert werden. Wenn ein Schüler vor einer Übung Angst hat, brechen wir sie in kleinere Schritte herunter, die einfacher bewältigt werden können. Zum Beispiel kann die Fallschule zuerst aus einer hockenden, dann aus einer stehenden Position und dann aus dem Sprung heraus trainiert werden. Der Schüler lernt, Dinge auszuprobieren, obwohl er Angst hat und sich diesen Ängsten zu stellen. Dadurch wird Mut trainiert, der einem auch außerhalb des Trainings von Nutzen sein kann.

Mut im Hapkido: Die Teilnahme an einem Freikampfturnier erfordert immer eine Portion Mut.

Die Teilnahme an einem Freikampfturnier erfordert immer eine Portion Mut.

Durchhaltevermögen

Ebenso wie Mut, so kann auch Durchhaltevermögen trainiert werden. Da Hapkido so vielseitig ist, wird jeder Hapkido Schüler mit Techniken konfrontiert, die ihm schwerfallen. Hier hilft nur eines: gezieltes Üben und Wiederholen. So lange, bis die Technik sitzt. Wenn man durchhält, erreicht man sein Ziel. Ich hatte zum Beispiel in frühen Schülerjahren Probleme mit der gesprungenen Fallschule nach vorne (tschônbang nakbôb). Die Technik machte mir Angst und das Zusammenspiel aus Armen und Beinen wollte nicht gelingen. Daher trainierte ich diese Technik über ein Jahr lang jede Woche. Lange Zeit war keine Besserung ersichtlich – aber plötzlich tat sich etwas. Mit der Zeit wurde ich immer besser und irgendwann begann ich die Technik zu mögen und weiter zu perfektionieren. Am Ende gewann ich mehrmals die Goldmedaille in Europameisterschaften in der Disziplin Fallschule, in der unter anderem genau diese Technik abgefragt worden war. Die dadurch gewonnene Erkenntnis, dass man mit ausreichend Durchhaltevermögen und gezieltem Fokus fast alles lernen kann, hat mir auch außerhalb des Trainings sehr gut durchs Leben geholfen.

durchhaltevermögen: Der Fall nach vorne (tschongbang nakbob) ist mir lange schwer gefallen. Am Ende habe ich damit jedoch die Goldmedaille in der Disziplin

Der Fall nach vorne (tschônbang nakbôb) ist mir lange schwer gefallen. Am Ende habe ich damit jedoch die Goldmedaille in der Disziplin “Nakbôb” (Fallschule) gewonnen. EM 2009, Lanaken.

Verbundenheit

In einer Zeit, in der im Westen traditionelle soziale Strukturen aufgebrochen und durch einen individuellen Lebensstil ersetzt worden sind, leiden viele Menschen – vor allem in großen Städten wie Wien – an einem Gefühl der sozialen Isolation.

Hapkido ist eine koreanische Kampfkunst und wird traditionell unterrichtet. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Gemeinschaft der Schüler, die von einem Meister unterrichtet wird. Im Hapkidotraining hat jeder seine Rolle und seinen Platz. Hapkido ist kein Produkt, das konsumiert wird, sondern lebt durch gemeinsames Lernen und Trainieren.

Das Training ist ein guter Ort, um Freundschaften zu schließen und Gemeinsamkeit zu erfahren. Besonders empfehlen wir die Teilnahme an Turnieren und Wettkämpfen. Durch die gemeinsame Vorbereitung und das gemeinsame Durchstehen der Anstrengungen im Wettkampf entsteht eine Verbundenheit, die im normalen Alltag so kaum zu finden ist und die ein Leben lang prägt.

Zusammen ein Ziel erreichen: Training des Hapkido Demoteams, 2015.

Zusammen ein Ziel erreichen: Training des Demoteams, 2015.

Enough talk. Let’s do this shit!

Über Dinge zu lesen ist gut, aber sie zu tun und zu erfahren ist besser. Daher möchte ich zum Abschluss den Lieblingsspruch eines langjährigen Hapkido-Kollegen zitieren: “Enough talk. Let’s do this shit!”.